Eintrag vom 01.05.2015
Manche Trends verblüffen uns, sind aber leicht zu erklären, wenn man sich ihre kulturellen Voraussetzungen und die natürlichen Gegebenheiten ansieht, die ihnen zugrunde liegen. Bei uns ist immer noch eine wenn schon nicht völlig enthaarte, so doch zumindest gestutzte Intimzone in Mode. Das hat maßgeblich mit dem Wunsch nach optischer Verjüngung zu tun, der in unserer Gesellschaft das Schönheitsideal prägt. Und auch wenn man annehmen darf, dass die radikale Enthaarung der letzten Jahre langsam der Vergangenheit angehört, lässt sich doch sicherlich damit rechnen, dass es kaum passieren wird, dass das Schamhaar wieder kreuz und quer wachsen darf, wie es will. Weiterhin wird gewachst und gestutzt werden, wenn auch wahrscheinlich mit einem etwas natürlicher erscheinenden Ergebnis.
Ebenfalls mit dem natürlichen Wachstum der Schambehaarung unzufrieden ist man in Korea. Doch ist es hier nicht der Wunsch nach weniger, sondern nach mehr Intimbehaarung, der die Menschen umtreibt. Dieser Wunsch zieht eine bei uns eher unübliche Art der
Haartransplantation nach sich. Und zwar lassen sich Frauen einen Teil ihrer Kopfbehaarung in die Schamregion transplantieren.
Um diesem Trend zu erklären, bedarf es zweier Voraussetzungen: Zunächst ist in Korea eine gewisse Erwartung mit dem Wunsch nach mehr Intimbehaarung verknüpft: Frauen mit üppiger Schambehaarung gelten als fruchtbar und damit als attraktiv.
Und letztlich ist es allgemein üblich, dass die Menschen dem nachstreben, was sie aus der Masse heraushebt. Haben die Menschen sehr feines Haar, wie die meisten Koreaner es von Natur aus haben, so streben sie entsprechend danach, üppiger behaart zu sein – egal wo.
Quelle:
sueddeutsche.de