Man vermutete es lange, nun scheint es bewiesen: die Anlage zur Glatze erbt ein Mann selten vom Vater, sondern vom Großvater mütterlicherseits. Ein Team von Forschern der Universitäten Bonn und Düsseldorf konnte erstmals die verantwortlichen Erbanlagen identifizieren. In der Fachzeitschrift „American Journal of Human Genetics" berichten sie, dass ein über die Mutter vererbter Gendefekt verantwortlich ist. Die Forscher haben jahrelang Blutproben von Männern gesammelt, in deren Familien schon seit Generationen Haarausfall auftritt. Die Untersuchung dieser Proben ergab eine auffällige Gemeinsamkeit: ein Defekt in der Bauanleitung ihrer Androgen-Rezeptoren. Bei Androgenen handelt es sich um Hormone, die für die Entwicklung des männlichen Geschlechts eine wichtige Rolle spielen. Der Defekt sorgt einerseits für ein vermehrtes Vorkommen dieser Rezeptoren, andererseits für eine stabilere Variante der selben. In beiden Fällen wird die Wirkung der Androgene verstärkt, und es kommt eben zum Haarausfall. Da die Erbanlage für den Androgen-Rezeptor auf dem X-Chromosom liegt, wird sie über die Mutter vererbt. Daraus lässt sich nun schließen, dass Männer mit Glatze nach ihrem Großvater mütterlicherseits und nicht nach ihrem Vater schlagen. Da allerdings nicht nur ein Gen für den frühen Haarausfall verantwortlich ist und es Gene gibt die unabhängig vom elterlichen Geschlecht vererbt werden, kann es im Einzelfall auch zu einer direkten Übertragung der Glatzenanlage vom Vater auf den Sohn kommen.